Imatges de pàgina
PDF
EPUB

eine immer zunehmende Schwächung erfährt. Zur Stütze dieser Vermuthung dienen die bei grossen Verbreitungen des Typhus), namentlich die bei der Inoculation der Blattern gemachten Beobachtungen, vielleicht auch die (von manchen Aerzten allerdings in Abrede gestellte) geringere Schutzkraft der durch viele Generationen hindurch gegangenen Vaccine.

Verhütung der Cholera-Epidemieen.

Schlusssätze der Wiener

Cholera-Conferenz.

220. Das sicherste Mittel, den Verheerungen der Cholera vorzubeugen, würde in der Beseitigung ihrer endemischen Ursachen bestehen. Wie gering die Aussichten sind, dieses Ziel zu erreichen, geht aus den schweren Anklagen hervor, welche englische, mit den Verhältnissen Indiens vertraute Aerzte, z. B. Macnamara, gegen die Regierung des Landes richten. Die wichtigsten Maassregeln zur Beschränkung der Cholera - Ausbrüche in Indien würden, abgesehen von den allgemeinen hygieinischen Anordnungen, in der Austrocknung von Sümpfen, umfassenden Drainirungen, Anlegung von Wasserleitungen, der Ueberwachung von Pilgerzügen und Karawanen u. s. w. bestehen.

Rapport sur les mésures à prendre en Orient pour prévenir de nouvelles invasions du Choléra en Europe. Constantinopel, 1866. 4.

In den cultivirteren Ländern haben sich behufs der Verhütung und Beschränkung der Cholera ausser Contumaz-Einrichtungen und allgemeiner hygieinischer Fürsorge besonders die zuerst in den Jahren 1836 und 1837 in München, dann in den Jahren 1848 und 1849 in England eingerichteten Besuchsanstalten bewährt.

Besuchsanstalten wurden schon von Hodges bei der Londoner Pest des Jahres 1665 empfohlen, kamen aber nicht zur Anwendung. (S. oben S. 414.)

Unter den zahllosen populären Schriften über die Cholera nehmen die von K. von Pfeufer, Zum Schutze wider die Cholera. Heidelberg, 1854. 8. 3te Aufl. und das von Griesinger, Pettenkofer und Wunderlich herausgegebene Cholera-Regulativ (München, 1867. 8.) die erste Stelle ein.

Die direkte Zerstörung des Cholera-Agens ist seit langer Zeit durch umfassende Anwendung «desinficirender» Mittel erstrebt

9) S. oben S. 612.

worden.

Cholera-Conferenz.

Unzweifelhafte Beweise, dass durch dieselben der beabsichtigte Zweck erreicht worden sey, sind bis jetzt nicht vorhanden. Das meiste Vertrauen scheint nächst der frischen Luft und dem Wasser die besonders von Ilisch empfohlene Schwefelsäure zu verdienen. Unter den innerlich gereichten Schutzmitteln ist das Chinin hervorzuheben. Ueber die von Burq u. A. behauptete Schutzkraft des Kupfers müssen fernere Beobachtungen entscheiden.

V. Burq, De l'immunité acquise par les ouvriers en cuivre par rapport au Choléra; enquêtes faites en France et en Italie etc. Paris, 1867. 8.

Die Besprechung der Therapie der Cholera im engeren Sinne gehört nicht zu unsrer Aufgabe.

Zum Schlusse stellen wir die wichtigsten von den Ergebnissen zusammen, zu denen die jüngste «Cholera - Conferenz», die des Jahres 1874 zu Wien, gelangte.

1) Die Cholera ist eine nur in Indien endemische Krankheit.

2) Der einzige Weg ihrer Verbreitung ist der menschliche Verkehr. 3) Grosse Wüsten bilden ein sicheres Bollwerk gegen die Verbreitung der Cholera.

4) Die Verbreitung der Cholera durch die Luft ist durch nichts bewiesen.

5) Die ungehinderte Einwirkung der Luft vermag das Cholera-Agens

zu zerstören.

6) Inficirte Stoffe, welche der Luft entzogen sind, vermögen dasselbe eine längere (nicht zu bestimmende) Zeit hindurch zu conserviren.

7) Deshalb kann die Cholera durch Gegenstände, welche mit den an ihr Erkrankten in Berührung waren, wenn die ersteren der Einwirkung der Luft entzogen waren, selbst auf weite Entfernungen verschleppt werden.

8) Unzweifelhaft wird die Krankheit auch durch inficirte Flüssigkeiten (Wasser, Milch u. s. w.), wahrscheinlich auch durch andere inficirte Nahrungsmittel, verbreitet. Die Verbreitung durch Thiere ist zweifelhaft. 9) Die Verbreitung durch Waaren ist nicht nachgewiesen, aber nicht unmöglich.

10) Dasselbe gilt von der Verbreitung durch Cholera-Leichen. 11) Die Incubations-Periode der Cholera umfasst nur wenige Tage. 12) Mittel, welche mit Sicherheit das Cholera-Agens zerstören, sind bis jetzt nicht bekannt; wohl aber solche, welche wahrscheinlich eine derartige Wirkung besitzen.

Die Influenza-Epidemieen der drei letzten Jahrhunderte.

Das siebzehnte und achtzehnte Jahrhundert.

Unter den allgemeinen Schriften über die Geschichte der InfluenzaEpidemieen sind die wichtigsten: Schweich, Die Influenza. Berlin, 1836. 8. -Gluge, Die Influenza oder Grippe. Minden, 1837. 8. hauptsächlich Hirsch, Historisch-geographische Pathologie. 2te Aufl. Stuttgart, 1881. 8. S. 5 ff. Ferner Biermer in Virchow's Handbuch der Pathologie und Therapie. Erlangen, 1865. V. 592 ff. Fr. Seitz, Catarrh und Influenza. Eine medicinische Studie. München, 1865. 8. (S. VIII. 464.) In Betreff der italienischen Epidemieen sind Corradi's Annali die Hauptquelle.

221. Zum Schlusse gedenken wir der seit dem Anfange des siebzehnten Jahrhunderts aufgetretenen Epidemieen der Influenza1). Ihren Erscheinungen nach steht diese räthselhafteste aller Seuchen den Katarrhen am nächsten, von denen sie doch wieder durch eine bedeutende Mitleidenschaft des Nervensystems, und, obschon allerdings die meisten Epidemieen der Influenza in die rauhere Jahreszeit fallen, durch ihre Unabhängigkeit von den Einflüssen der Witterung und Klimate abweicht. Am meisten unterscheidet sie sich von den Katarrhen dadurch, dass sie, wenn auch viele Ausbrüche auf einen geringen Umfang beschränkt sind, häufig gleichzeitig an entgegengesetzten Punkten der Erde erscheint, und oftmals in grossen, eben so rasch entstehenden als vergehenden, Pandemieen unsern Planeten überzieht.

Die erste Influenza-Epidemie des uns beschäftigenden ZeitAbschnittes fällt in das Jahr 1602. Wir besitzen über dieselbe unter anderen den tüchtigen Bericht von Dornkreyl in Lüneburg.

Tob. Dornkreyl, Consilium von zweyen ungewöhnlichen, newen vnd ankleblichen Krankheiten, die dieses 1602 Jars entstanden und hin und wider heuffig grassiren. Ulssen, 1602. 4. Magdeburg, 1602. 4. Hamburg, 1604. 4.

Die Epidemie des Winters 1626 beschränkte sich, wie es scheint, auf Italien und einen Theil von Frankreich, die von 1642/43 auf Holland. — Im folgenden Jahre überzog die Krankheit Spanien, Nordamerika, Westindien und einen grossen Theil von Südamerika. Die Influenza von 1655 betraf gleichfalls NordAmerika und die Neu-England-Staaten, die des Winters 1657/58 die Schweiz, Deutschland und England.

1) Vergl. oben S. 385.

Das siebzehnte und achtzehnte Jahrhundert.

Der wichtigste Bericht ist von Willis, De febrib. c. 17. (Opp. Amstel. 1682. 143.)

Die Epidemie des Jahres 1675/76, welche Deutschland, Frankreich, England, Oesterreich und Ungarn überzog, erhält besonderes Interesse durch den Bericht Sydenham's.

Sydenham, Const. epid. V. 1. (Opp. Genev. 1736. 135.)

Die Influenza im Sommer des Jahres 1688 beschränkte sich auf England und Irland; die vom Herbst des Jahres 1693 auf Grossbritannien, das nördliche Frankreich und die Niederlande.

Die erste Epidemie der Influenza im achtzehnten Jahrhundert fiel in den beispiellos kalten Winter von 1709, und umfasste Italien, wo unter Andern Lancisi über dieselbe berichtete 2), Frankreich, Belgien, Deutschland und Dänemark.

J. M. Lancisi, Diss. de nativis deque adventitiis Romani coeli qualitatibus. Cui accedit historia epidemiae rheumaticae, quae per hiemem anni 1709 vagata est. Rom. 1711. 4. (Opp. Genev. 1718. 4. T. I. 126.)

Die Epidemie des Jahres 1712, welche der des Jahres 1709 an Heftigkeit nachstand, verbreitete sich in Europa neben einer weit verbreiteten Seuche des Hornviehs von Norden nach Süden. Dänemark wurde im Juni, Holstein und Preussen im Juli, Baiern im August, Würtemberg im September, Piemont Mitte September, und hierauf das übrige Italien befallen.

E. Camerarius, Kurtze Anmerkung von ansteckenden Krankheiten bei Gelegenheit der Krankheit à la mode, und von der preservation von grassirenden Seuchen. Tübingen, 1712. 8. — J. H. Slevogt, Prolusio qua die Galanterie-Krankheit oder Modefieber delineatur. Jeua, 1712. 4. -J. B. Bianchi, Historia hepatica. Genev. 1725. p. 720.

Von neuem verbreitete sich die Influenza im Winter 1729/30 über ganz Europa. In Halle kamen Anfänge der Seuche schon im Februar 1729 vor. Moskau wurde im April, Schweden im September, Deutschland im October und November, die Schweiz im December, Italien erst im Januar und Februar, Island (von wo in diesem Jahre der erste zuverlässige Bericht über das Auftreten der Influenza erging) im März 1730 befallen.

J. G. Hahn, Febrium continuarum quae anno 1729 Vratislaviae populariter grassatae sunt recensio, occasione catarrhi febrilis per Europam epidemici adornata etc. Vratisl. et Lips. 1731. 4. C. F. Löw, Kurtze doch gründliche Untersuchung von Anfang, Fortgang und

2) S. oben S. 449. Haeser, Gesch. d. Med. III.

60

Das siebzehnte und achtzehnte Jahrhundert.

Ende des durch ganz Europa im Monat November und December grassirenden contagieusen Catarrhfiebers, vornehmlich aber wie solches in Wien eingerissen. s. 1. 1730. 4. (Sydenham, Opp. Genev. 1757. II. p. 40.)

J. M. J. Mühlpauer, Theses medicae de febre catarrhali passim hactenus epidemia. Altorf. 1730. 4. G. Fr. Roeser, Kurtze Jedoch gründliche und wohl meinende Gedanken von dem einige Jahre her durch gantz Europa grassirtem Epidemischen Fieber, besonders aber wie solches in einigen Orten des Burggrafthums Nürnberg Oberhalbs Gebürgs absonderlich in und um die Hochfürstliche Residenz Baireuth observiret und curiret worden u. s. w. Culmbach, 1731. 4. (SS. 71.) [Kön. Bibliothek Dresden.] Ang. Ant. Bellagatta, Due lettere filosofiche intorno alla catarrale influenza seguita in quest' anno 1730 per tutta l'Europa etc. Milano, 1730. Giac. Ant. Crivelli, Epidemie catarrali negli anni 1730 e 1733 in Italia e in altre parti del mondo etc. Milano, 1733. Domen. Gagliardi, Parere sopra l'Influenza catarrale, che presentamente regna in Roma e stato ecclesiastico. Roma, 1733.

[ocr errors]

Zu den Epidemieen der Influenza, welche den grössten Theil der Erde überzogen, gehört die des Jahres 1732/33. In Europa sowohl wie in Amerika drang sie von Norden nach Süden vor. Im November 1732 gelangte sie aus Russland und Polen nach Deutschland, im December nach Schottland, im Januar 1733 nach England, Holland, Frankreich und Italien, wo sie im Januar in Mailand, im März in Neapel auftrat. Auch Spanien, Majorka und die Insel St. Mauritius wurden befallen. In Nordamerika begann die Seuche gleichfalls schon im October 1732.

C. F. X. Koefferle, De febre catarrhali epidemice grassante. Basil. 1733. 4. J. Nankivell, De catarrho epidemio, qui anno 1732 et 1733 omnem Europam magnamque Americae partem peragravit. Edinb. (s. a.) 8. Marigné, Description et traitement d'une affection catarrhale épidémique observée en 1732, parfaitement semblable à celle qui s'étend journellement en Europe, vulgairement appellée la Grippe. Montauban, 1776. 8. Huxham, Opp. Lips. 1829. 8. p. 83.

Ganz isolirt ist die Nachricht über eine Epidemie des Jahres 1735 in Island.

Hjaltelin, Edinb. med. Journ. 1863. Febr. 697.

Die Epidemieen der Jahre 1736 und 1739 beschränkten sich, wie es scheint, auf Frankreich; dagegen umfasste die Influenza von 1737/38 England, Frankreich, Westindien und Nordamerika.

J. Bouillet, Mémoires sur les maladies qui régnent à Béziers et que l'on appelle coups de vent. Béziers, 1736. 4.

Auch die Epidemie von 1742/43 verbreitete sich über ganz Europa. In Deutschland begann sie schon im Januar und Februar 1742; im Herbst erschien sie in der Schweiz und in

« AnteriorContinua »