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und gesagt, mich sehr gefreut. Herrlich ist auch der von Lavater selbst oft ausgeführte Saß: daß wir ei= new Gott brauchen, der willkührlich handelt; in der That sonst ists unguern ), Gebet ist sodann Thor= heit; so ist hingegen alles zu hoffen, und besonders für die so es am meisten bedürfen, und keine andere Hülfe haben.

Uebrigens beschäftige ich mich den ganzen Tag. Morgens um 6 Uhr fange ich an, und zwar seit dem 28. Mårz mit Fortseßung meiner Geschichte der Schweiz. Werde sie gedruckt wo und wenn sie will, sey fie mehr oder weniger unvollständig; ich will vors erste verarbeiten was ich habe. Es giebt freilich selten über Eine oder anderthalb Seiten in den zwo Stunden von 6 bis 8 Uhr; aber die machen im Jahr doch 365 oder 543. So habe ich im Sinn, bis zur Vollendung, und nachmals ebenso mit der Universalhistorie, fortzufah= ren. Uebrigens trachte ich, so deutlich als ich kann, zu schreiben, und gedenke dem Leser noch andere Ers leichterungsmittel zu verschaffen: doch gestehe ich, beim Nachlesen in den vorigen Theilen, die so gar große Dunkelheit und Rauhigkeit, wovon einige Recensenten sprechen, auch noch ißt nicht, oder doch nur in einzels nen Stellen, finden zu können.

Diese Beschäftigung, und anderes zieht mich freilich oft mit Macht nach dem lieblichen Helvetien *) Blindes Schicksal."

hin! Manchmal reizt mich wieder der romantische Ges danke, alles zu verlassen, wenn ich nur so viel habe, um mit meinen Büchern auf der Uffnau, wie Ulrich von Hutten, Einsiedler zu seyn. Secretum iter et fallentis semita vitae. Nur war in den Führungen meines Lebens bisher so viel unerwartetes, so man ches überraschend providentielle, daß ich mich wie cinen Soldaten betrachte, der unabgerufen den Posten nicht verlassen soll.

Nun zu deinem Brief. Sehr hat mich erfreut, daß die katholischen und protestantischen Schweizer ih= ren Bettag zugleich gehalten.

Schreibe mir, so genau du es weißt, wie die Diss position unseres (des schweizerischen) Landvolks ist. Die Unruhen in Bündten haben mir eine gewisse Besorgniß gemacht, es möchten die Apostel des Aufruhrs etwa in den gemeinen Herrschaften, welche auf dersel. ben Seite liegen, einen ähnlichen Foyer- zubereitet has ben, der sich dann verbreiten könnte; brennbare Ma= terie findet sich leicht.

Vom Großpapa hatte ich nicht viel uneingebundenes, dieses habe ich binden lassen; auch die Bände von ihm sind mir heilig, denn

weißt du es ?

er hat sie selbst gemacht; noch erinnere ich mich, ihn vor 38 Jahren in dieser Arbeit gesehen zu haben.

Opera posthuma von mir, Liebster! wåren keine herauszugeben. Unzählige Excerpten habe ich; aber

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daraus ist wenig zu machen, als durch Verarbeitung. Uebrigens habe ich sie auf mehr als eine Art gemacht: Anfangs nach Hallers (Methodus studii medici) und Leibnizens Methode, kleine Zeddul, nach der Chronologie, der habe ich viele Tausende. Hierauf, da Reis sen mir nicht erlaubten, ohne Gefahr sie zu verlieren, dieselben überall nachzuschleppen, schrieb ich unordentlich, so wie mir die Bücher vorkamen, die Auszüge in Cahiers in Folio und in Quart; worüber ich ein (sehr unvollkommenes) Repertorium habe. Seit mehreren Jahren, da ich meine Universalhistorie in 30 Bücher eingetheilt, habe ich so viele Cahiers in Folio, in des ren jedes ich alles, was ich über eine gewisse Periode finde, so wie ich's finde, zusammenschreibe. Ueber alle Bücher, die ich seit 1779. excerpirt, habe ich einen Catalog, worin sie numerirt sind. 3. B. 732 bedeutet den zten Band von Schwandtners Scriptt. rer. Hungaricarum; 732, 1 bedeutet Lucii Hist. Dalmatiae et Croatiae welche in 732 das erste Stück ist; 732, 1, 4. bedeutet von Lucii Hist. das 4. Buch. Nun finde ich in diesem 4ten Buch z. B. eine Urkuns de Cresimirs, Königs der Eroaten, von 1072; diese kömmt in das Cahier XIX, weil das XIX. Buch meiner Historie von 960 1073 geht; in eben diefem 732, 1, 4 ist eine Urkunde von der Capitulation der Stadt Zara 1243; kömmt in mein Cahier XX, weil mein XX. Buch von 1073 - 1250 geht

u. s. f. Nun sehe ich den Fall, ich will das Werk ausarbeiten, und bin zum XVI. Buch gekommen ; dann lese ich alles in dem XVI. Cahier enthaltene, alles in meinen vorigen Excerpten zu der XVI. Periode gehörige, ordne es, meditire es, und schreibe das Buch wenn ich kann!

Adieu.

J. v. M.

197.

Wien den 4. Juni 1794.

Mein Liebster! Ich freue mich herzlich deiner Bes förderung *), sowohl weil sie deinem Geschmack an der Bildung junger Leute zu arbeiten, sehr gemås ist; als weil sie, in Verbindung mit deiner bisherigen Stelle (ich seße voraus du behaltest sie zugleich) doch einen etwelchen Beitrag zu Bestreitung deiner Ausgaben lies fert. Auch die begleitenden Umstånde erfreuen mich recht sehr, weil sie mir ein sehr erwünschter Beweis der guten Gesinnungen unserer vaterländischen Obriga keit sind; ich verehre und liebe sie dafür.

Mehr und mehr wird durch viele Ursachen in mis der Wunsch lebendig, mich von dem Geschäftsleben und überhaupt allen Aemtern gänzlich zurück, in ein äußerst einfaches, stilles, nur meinen litterärischen Arbeiten gewidmetes Leben zurückzuziehen. Da ich aber (zum Ruhm rechne ich mir dieses) bei den wichtigen *) Zum Professorat ber griechischen Sprache.

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Stellen die ich bekleidet, mich nicht bereichert habe, so hätte ich zur Erreichung meines Wunsches nur zwei Ressourcen: die Interessen meiner Gelder und tågliches Verdienst. Die Nothwendigkeit des leztern schreckt mich ganz nicht ab; Rousseau hat sich mit Notenschreiben beholfen; ich würde für die A. L. 3. etwas fleißiger seyn, meine vaterländische Geschichte vollenden, und nach diesem eine andere ähnliche Unternehmung (wie meine Universalhistorie) thun; könnte anbei zu Zeiten in einer Stadt wie Bern, Lausanne oder Genf ist, dass felbe Werk wie ehmals cursweise vorlesen; mit einem Wort, es giebt Ressourcen.

Mein Plan wäre dieser: die Interessen meines ererbten Vermögens wåren für die Lebenss nothwendigkeiten; der übrige Erwerb für das Anständige und die Lebenserleichterungen; hiezu dann etwas weniges für Unfälle (mit Krankheiten oder so etwas) en reservé. So vermeinte ich frei, ruhig, rühmlich und nützlich existiren zu können. Abauzit hatte nicht mehr als ich, und verschmähete die Mühe zu erwerben. Jehler wird auch nicht viel mehr gehabt haben, und ich würde mich an eine eben so einfache Lebensart leicht gewöhnen; denn eigentlich genieße ich überhaupt nicht viel, nichts besonderes; und der beste Genuß, der den die Natur, die Litteratur, die Freundschaft gibt, kostet, wenn man will, nichts; zumal ich Bücher genug habe, und in der Schweiß eine Menge

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