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noch (schon bei dir, bei der Lesegesellschaft, bei den dfs fentlichen Bibliotheken, und in Zürich) finden würde. Die Hauptsache ist und bleibt jene Sorge für sichern, regelmäßigen Eingang der für die Lebensnothdurft ndthigen Gelder; hierüber bitte ich dich sehr zu reflectiren, als auf eine mir sehr wichtige Sache; um so mehr, da, wenn sie ins Werk geseht würde, fie uns wieder zusammen, oder doch nahe brachte. Uebrigens habe ich hier mit keinem Menschen davon gesprochen, und es hängt auch noch von allerlei Umstånden ab; sollte es geschehen, so müßte ich (das versteht sich) alsdann zu allererst mich an den Kaiser wenden, weil ich nicht ohne Genehmigung einen Dienst, wie dieser ist, aufs geben könnte; und ich hoffe, daß die Gründe, welche mich auf den Gedanken bringen, von der Beschaffen. heit sollten gefunden werden, daß der Kaiser mich auch nicht ohne einige Beisteuer entlassen würde. Uebers haupt würde ich auf das beste, und mit allgemeiner bes fter Zufriedenheit auch hier, mein Project ausführen; ich habe meine politische Laufbahn allezeit pflichtmäßig und mit Ehren geführt, eben so würde ich sie endigen, und nicht anders. Sonderbar würde meine Entschlies ßung den meisten Menschen scheinen, weil die Mode, die Welt zu verlassen, seit den mittlern Zeiten immer seltener wird; obschon ich sie sehr natürlich finde, fos bald einer die Welt einmal kennt.

Einen tiefen entfehlichen Eindruck hat mir die

Mordscene in Paris vom Ostertag und beiden folgen, den Tagen gemacht, wo die Parlamentspräsidenten und Råthe, wo Malesherbes und die seinigen hins gerichtet wurden; åchte Senatoren des alten Roms, die unbescholtensten, edelsten, reinsten Männer von wah. rer Cultur und Moral, die man verehren mußte und nicht kennen konnte, ohne sie zu lieben. Es war so ein Tag wie jener, als der edle Catulus, der ehrwürdige Scåvola, der alte M. Antonius und alle Zierden des Senats durch des Marius Mörder zugleich fielen. Ich habe nicht schlafen können, es hat mich mehrere Stunden zu Arbeit und Vergnügen unfähig gemacht; mir war, als såhe ich sie, diese dem Påtus Thrasea zu vergleichenden Männer, und als hörte ich Tacitus noch einmal rufen: ißt ist die Zugend selber gefallen! Was gåbe ich darum, ihre leßten Stunden, alle Umstånde, wie jeder starb, genau zu wissen, gemahlt zu sehen! Denn es sind Zeiten ubi animus magnis exemplis roborandus est.

Sehr lieb ist mir, was du von der fortwährend guten Stimmung des schweizerischen Volkes meldest. Der über unserm Vaterlande seit so vielen Generatios nen wohlthätig waltende Genius der helvetischen Freiheit erhalte unserm Volke den Verstand, das Wesen nicht dem Schein aufzuopfern, und unsern Regierun gen den gesunden Siun, jenes ihm immer fühlbar zu

erhalten, und sich selbst in capite et membris zu reformiren, damit keine Ausbrüche kommen dürfen.

In der Ausarbeitung meiner Historie bin ich für einige Wochen unterbrochen worden, weil ich endlich einmal meine vielen tausend Briefe, Vorträge, Noten 4. s. w., besonders seit 1787, in Ordnung legen mußte. Wenn ich je mein obiges Project ausführen könnte, so wollte ich mich recht beeifern, aus der Schweizerhistorie κτημα εις αει, μαλλον η αγωνισμα εις το παραχρήμα zu machen.

Ich las neulich im Plutarch (Lucull oder dem vorhergehenden), wie er aus einer kleinen unberühm, ten Stadt seye, daß er aber das hohe Rom dafür vers lassen und in Chåronea lebe, eben damit sie nicht noch unbedeutender werde. Ich verbitte die Anwendung, denn obschon Schaffhausen und Chåronea so ziemlich gleich seyn mögen, fehlt gar viel an dem andern Pas

rallel.

Excerpirt habe ich seit kurzem etliche zwanzig Les bensbeschreibungen aus dem Plutarch, den halben Dio (ich habe die schöne reimarische Ausgabe), die 4 ersten Bücher des Prokopius, einen halben Band von Canisii lectt. antiq., und die Excerpta de legationibus.

Wie man in Frankreich nun wieder auf Gott und Unsterblichkeit zurückkömmt! Es ist aber Gang der Menschheit, und sogar des einzelnen Menschen: von

. Müllers Werke. VI.

einem Extrem aufs andere, und Ruhe im Mittelpunkt,

worin allein die Consistenz ist. — Mein Wunsch geht auf den Frieden, auf die Stillung des aufgeregten Revolutionsgeistes, dessen Ausbrüche und Operationen sonst unübersehbar werden, und unnennbares Uns glück durch die ganze europäische Welt verbreiten kön» nen. Mais, on fait la guerre quand on veut, et la paix quand on ne peut.

Adieu, liebster Bruder! Ich bin übrigens ge= fund; laß dich meinetwegen nichts kümmern; es kann sich plötzlich besser wenden, als ich selbst es vorzusehen wage. Bewußtseyn und Glaube stårken in allem; und ich halte mich an die Erfahrung meines eigenen Lebens. I. v. M.

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Wien, den 23. Juli 1794. Danke recht sehr, mein liebster bester Freund und Bruder, deinem würdigen Schwiegervater, den ich von Herzen verehre und liebe, für seine verstandvollen Zeis len, die mich, durch die darin herrschende Theilneh mung, sehr gerührt. Noch einmal habe ich alles überlegt, und zu viel providentielles in den Führungen meines Lebens gefunden, um herein pfuschen zu dür. fen. Ich will warten und vertrauen; vieles kann sich auf einmal zum besten åndern; zumal da ich nicht mich suche, sondern, einig, zu würken, so lange es Tag ist, so oder anders.

Ich bin

physisch ganz wohl; ich studiere sehr

viel, d. i. ich sammle zu künftigem Gebrauch, will auch versuchen, ob ich zum Ausarbeiten den Muth finden kann. Ich stärke mich möglichst, und, wie du aus obigem siehst, nicht ohne Frucht.

Daß ich indessen fammle, apis Matinae more modoque, wirst du daraus sehen, daß ich seit meinem lehten den (interessanten) Agathias, den (schlech= tern, doch merkwürdigern) Theophylaktus Sis mokatta, das (manchmal zum Lachen unwissende, bisweilen sehr sonderbare) chronicon paschale, einen guten Theil des (wichtigen) Syncellus gelesen, in dem (trefflichen) Dio Cassius und im Canisius fortgefahren habe.

In dem religiösen Mandat unserer Obrigkeit hat mich erstlich der Gedanke selbst erfreut: daß Burgermeister, Klein und Große Råthe hierüber mit ihrem Volk reden; und dann die Mäßigung, der våterliche Ton. Von der Sache selbst bin ich persuasissimus, und so überzeugt, wie nothwendig sie zur menschlichen Glückseligkeit ist, daß unter den mannigfaltigen Ideen, die mir oft vorschweben, wie ich könnte mich nüßlicher machen, diese mit eine der liebsten schon öfters war, zu endigen, wie ich angefangen, zurück zu treten in meine erste Bestimmung, und alle Welterfahrung, und was ich sonst gelernt, darauf zu verwenden, dem Vor, trag dieser großen Wahrheiten etwas neues, interess

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