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santes zu geben (wobei ich meine Bücher nebenher doch schreiben könnte.) Das aber und anderes, das ob, das wo, und wann, und wie wird seyn wie Gott will.

Die Handbibliothek muß ich wieder vorn anfans gen, da ich denn manch schönes Liedchen auswendig lernen will. Ich kann dir nicht aussprechen, welche Würkung, Lavaters, Sachen mir thun. Es sind so herrliche, tiefe Blicke ins Herz; es greift so ein; es ist so adåquat, so wahr. Grüße ihn herzlich und treulich von mir.

Adieu, Liebster, Allerliebster! Möge Baden dirso froh seyn, wie es Poggio gefunden; ich erwarte für beide euch Lieben, daß die Quelle und der liebliche Thalgrund, wo man so friedsam spaziert, die alt bes rühmte Kraft segnend beweisen werde. Wann werde ich euch wieder sehen, geliebte Gefilde!

Rura mihi et rigui placeant in vallibus amnes,
Flumina amem silvasque inglorius! O mihi campi!
O qui me gelidis in vallibus Haemi

Sistat, et ingenti ramorum protegat umbra!

f. Haller's Geliebter Wald, geliebter Kranz von Büschen!" etc.

رو

Adieu, noch einmal.

Tuus

I. v. M.

N. S. In meinem chronologischen System habe ich

seit einiger Zeit starke Aenderungen vorgenommen,

die mir aber in der alten Geschichte vieles erleich tern. Ich zähle ißt das Jahr der Welt 7494 oder gar 7516, und werde einst einen canon chronolog. entwerfen.

Frau Bonnet hat mir einen schönen Brief ges schrieben; ihr Mann, wenige Tage vor seinem Tod, als fie allein bei ihm war, fing auf einmal unauss fprechlich lieblich zu lächeln an, drückte ihr die hand, sprach, ma chère amie, je me sens élevé au ciel und lag dann so eine ganze Weile, wie in einer Art von Entzückung. Er war einer der besten Menschen, die ich, selbst in der Historie, kenne. Wie sie sich einst freuten, er und sie, als ich ihnen meinen Abriß der Kirchengeschichte der ers ften Jahrhunderte las und mit folgender Stelle fchloß: Quant aux mortels heureux, dont la conviction est en eux-mêmes, ils ont le même avantage dans la considération de l'Histoire comme dans la décision des incertitudes de la vie: un principe, semblable à la colonne de Moyse, éclaire et vivifie leur esprit d'une lumière pure, qui ne les éblouit point, qui les dirige

Per varios casus, per tot discrimina rerum
sedes ubi fata quietas.

ostendunt.

O ami Muller, sagte er, c'est ce que Dieu Vous donnera certainement, et nous nous y reverrons.

199.

Wien, den 23. Aug. 1794.

Ich bekam gestern einen Brief von unserm Vetter S. Er beklagt sich über die Leute, bei denen er lebt, und bezeugt sich entschloffen „auszuziehen, wie Gott Abraham verheißen, in ein Land, das er ihm zeigen werde." Da aber der gute Mensch, meines Wissens, keine göttliche Erscheinung darüber hat, Abraham auch in der That ein ganz anderer Mann war, so wünsche ich gar sehr, daß es ihm nicht einfalle, etwa mich für einen Joseph im Lande Cham zu verstehen, der ihm geben würde, was er bedarf. Denn, so wenig ich diesem Patriarchen an gutem Willen nachzugeben bes haupte, so ist doch S. nicht mein leiblicher Bruder, und, was die Hauptsache ist, mußte Joseph, so viel mir bekannt ist, keine Kriegssteuer noch Arrha bezah len. Ich bitte dich, lieber Bruder, um die Güte, mit dem Menschen zu reden, ihm zu sagen, daß ich wegen vieler Geschäfte (in der That, weil ich fürchte, or möchte meinen Brief mißverstehen) ihm nicht schreiben könne, aber ihm.... zum Geschenk gebe, dabei zus gleich ihn nachdrucksam an den Spruch im 37sten Psalm erinnere: „Bleibe im Land und nähre dich redlich." Hierüber predige ihm ans Herz, und wenn es nicht hilft, so mißrathe ihm wenigstens auf alle Weise, nach Wien zu gehen.

Diesmal will ich dich recht plagen, mein Lieber

und Güter! Also: zweite Commission. Auf der Burgerbibliothek (meyne ich) findest du Caspar Langs Grundriß der alt und jeweiligen christlichen Welt, Eins fiedlen 1692, Fol.; eigentlich eine katholische Kirchens historie, zumal der Schweiz. In derselben erstem Bande pag. 790 oder 791 wird Johanns, Bastarden von Tokenburg, erwähnt. Diese Meldung oder Ges schichte bitte ich dich recht sehr, wie sie, kurz oder weitläuftig, eigentlich lautet (ich fürchte, es sind nur wenige Zeilen), mir ercerpirt übersenden zu wollen. Ich brauche sie; es geht mit Fortsetzung meiner Ges schichte ganz gut voran.

Uebrigens bin ich recht wohl, und fleißig., In deinem Canisius bin ich gestern auf den leßten Band gekommen, der freilich 860 Seiten hat, und wohl noch einige Zeit erfordern dürfte, da ich wöchentlich nur Einen Tag dazu habe. Sonst habe ich die Chroniken des Theophanes und Leo des Grammatikers mit vielem Unterricht und Vergnügen ercerpirt. Unter dem. Frisieren las ich dieser Tage einen Theil von Corro di's Geschichte des Chiliasmus; in der That ein sehr merkwürdiges Buch voll Gelehrsamkeit und Geist, reich an den sonderbarsten Bemerkungen; wobei ich jedoch über das Resultat selbst noch nichts gesagt haben will, denn dieses erfordert vorerst Uebersicht des Ganzen. Aber, der Details wegen, und selbst als Belustigung, foll mich nie gereuen, es gelesen zu haben. Den Vers

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faffer habe ich gekannt, und damals (ohne Zweifel mit Unrecht) nicht ausstehen können... seiner Gestalt wes gen, die äußerst widerlich war; aber auch Sokrates soll einen unleidlichen Eindruck gemacht haben! Håtte ich ihn gelesen gehabt, ich hätte mit sehr vielem Intereffe ihn vieles gefragt; ich sehe, daß er ein würklich feltenes Genie war.

Wenn du den Hrn. Pfarrer Kirchhofer siehst, so bitte ich dich nicht zu vergessen, ihm zu sagen, daß ich seine empfindungsvolle Lobrede auf seinen verstorbenen Freund *) mit sehr vieler Rührung, und, auch in Ansehung der Einkleidung und des Vortrages mit größtem Beifall gelesen, und mich mit Freude an ihn, den Verfasser, erinnert habe.

Ich bin von Friedr. Carl von Moser, im zweiten Theil des patriotischen Archivs, über das Buch vom Fürstenbund etwas unsanft mitgenommen wor= den, besonders als wäre ich (wie gleich das mir sieht,. wissen alle, die mich kennen) zu Mainz eine Art kleis ner Tyrannen gewesen, über deffen Buch wenigstens kein Mainzer frei håtte seine Meynung sagen dürfen. Ich war in einiger Versuchung, hierüber ihm etwas zu sagen, verwarf aber den Gedanken wieder; einem so verdienten Mann möchte ich, um so einer Kleinigkeit willen, die nur mich betrifft, nicht einen unange,

*) Hrn. Professor Daniel Maurer zu Schaffhausen. H.

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