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finde; auch kaum glaube, daß er aufbehalten worden seyn sollte, um so unbekannt zu würken, daß erst nach 1700 Jahren einige wenige etwas davon vermuthen sollten; und wieviel müßte er gelitten haben, in den langen Jahrhundèrten das göttliche Werk seines und unseres lieben Herren so gråulich verkannt und verstellt zu sehen! Noch zur Zeit, wenigstens, glaube ich, daß er bei Ihm ist; ob Er ihn etwa sendet, hievon weiß ich nichts; aber hinreichen würde es gewiß, und bedürfte es für ihn des langweiligen Erdelebens zu keinem der hie durch erreichten Zwecke.

Den neuen Propheten in der Pfalz betreffend, so wissen wir, daß unter die onursa nas tegara auch das gehört, daß falsche Propheten genug aufstehen werden, und nicht alle falsche Propheten sind übelmeinende Leute. Die Unwissenheit in der Historie ist eine Mutter vies ler falschen Vorstellungen; unsere Zeit ist nicht verwirrter als die des Untergangs des alten römischen Reichs: und was nur immer die Franzosen anfangen, sie werden es nicht weiter treiben als der Prophete der Araber im Vaterland der wahren Religion, Asien. Es sind noch viele Weissagungen unerfüllt, und darum glaube ich das Ende der Lage so nahe noch nicht. Aufmerksam seyn, ist Recht und Pflicht, und verbindest du mich ungemein durch alles was du mir von solchen Dingen schreibst; aber fürchten soll sich nies

mand, mit welchem der ist, der stårker ist, als der in

der Welt ist.

Danke deinem geliebten Schwiegervater für die liebevollen Zeilen vom 15. Okt., versprich ihm von mir, daß ich eifrig trachten will, immer gelassener und rus higer zu seyn. Adieu, Liebster, Bester! liebe mich, wie ich dich. Grüße 2c.

203.

Wien den 27. Dec. 1794.

L. Br. Ich rechne, diesen Brief bekommst du an meinem 44ten Geburtstage. Möge Gott mir geben, dir immer mehr zu werden; Gott gebe

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uns allen ein ruhiges stilles Leben zu führen in Gotts feligkeit und Ehrbarkeit: laug, wenn es gut vor ihm ist; hat er beschlossen Unglück über das Land zu brins gen, so nehme er uns wie seinen Knecht Augustinus weg, che wir in die Hånde der Menschen fallen. Mdgen wir nur täglich im Guten wachsen, und dasselbe würksam auch für andere werden! Wenn ich mir von der ewigen Güte etwas ausbitten dürfte, so würde es seyn, uns einander doch auch wieder einmal in Vergnügen umarmen zu lassen. Das wäre so ein recht delicates Neujahrsgeschenk von der Vorsehung für mich! Der C. P. war während der Leopoldinischen Krönung, und ein paar Monate nachher bei mir als Bedienter, und ist in der That ein guter Mensch, nus

etwas liederlich; welches ich, so lang es Fehler der Menschheit bleibt, nicht gar hoch anrechne; Eigennut und Bosheit dörfen sich nur nicht einmischen, und die hat er nicht. Auch unser Herr hat jenes eher als den Pharifäismus verziehen scandalds verziehen, nach der Meinung vieler hochwürdigen Herren, welche die Geschichte der Ehebrecherinn Joh. 8. so gar in den Handschriften des N. T. getilget. Es wird aber im Himmel wohl manches gar nicht facultåtsmåßig, bes urtheilt werden.

Wenn Sailer auch nie nichts geschrieben hätte als sein Kapitel vom Glauben, in seiner Vernunftlehre, so wäre schon Raserei einen solchen Mann auszustoBen *). Aber sie wissen nicht, was sie thun; es ist ein Gericht wie über Pharao, über den zum Untergang reifenden.

Mein Buch ist nun wieder bis S. 176. vorgerůďt. Ich hoffe, in vier Jahren die ganze Geschichte der Schweiz bis auf unsere Zeit nicht so vollständig als ichs zu Zürich könnte, aber doch hinreichend — beschreiben zu können. Und dann - wenn der Kaiser nicht vorher mich zum Archiv oder der Bibliothek seßt, und mir dadurch täglich 2 bis 3 Stunden mehr schenkt dann die Universalhistorie. Sterbe ich, so sterbe ich, und so war es Gottes Wille nicht, welchem nach ich

*) Er wurde von Dillingen entfernt und sein Amt ihm genominen.

eben so gut auch nun sterben könnte; lebe ich, so wird fie gewiß besser. Aus zwei Ursachen: das große kosts bare politische Experiment, welches nun eben gemacht wird, und der ganzen Politik eine andere Gestalt geben kann und muß, wird dann vollendet, und ich uns desfen Resultat gelehrter seyn. Zweitens, und das ist eine äußerst wichtige Consideration: mein Hauptwerk, das Geheimniß alles Guten, was in meinen Schriften seyn oder darein kommen kann, ist, allen Zeiten, die ich zu schildern habé, möglichst gegenwärtig zu seyn, sie zu schauen; und dieses supponirt, daß ich alles aus den Quellen und zwar so viel möglich von Männern wisse, die, was sie haben, selbst gesehen oder gethan. Diese Bearbeitung der Geschichte ist allein gründlich; aber nicht kurz, denn der Name der Quellen ist Legion. Ich will darum nicht sagen, daß ich alle, nur möchte ich doch noch mehr hauptsächliche Quellen lesen, ehe ich mit diesem Werk anfange, welches das Resultat all meines Lernens seyn soll. Зи Mainz habe ich entsetzlich viele Zeit verlohren, ich dachte es nicht, ich glaubte zu würken; aber kaum war ich fort, als die Zeiten die ganze Würkung alterirten, `und kaum hin und wieder einen einzelnen etwas von dem, was ich ihm gethan, fortgenießen ließen. Hier bin ich im Lauf dieses Jahrs fleißiger, als je in meinem Leben gewesen. Jeht werde ich freilich immer mehr in die Geschäfte gezogen; doch bleibt mir noch immer viel

Zeit; besonders meiner eingezogenen Lebensart wegen, die mit meiner Neigung sehr übereinstimmt, und noch dazu das klügste ist, was ich thun kann.

Gelesen habe ich seit meinem lehten den Zonas ras (gut; nur nicht viel Neues für mich); eine Hälfte der Anna Comnena (gar schön, und voll Merkwürdigkeiten); den Pädagogen des Clemens Alerans drinus. (Lies ihn auch du; die Sitten seiner Zeit sind vortrefflich daraus zu entnehmen, und seine Art ist seelenvoll; ich habe ihm das Gebet am Ende laut nachgesprochen). Ferner Mosers patriotisches Archiv, XIV Bånde (ein Schatz historischer Denkwürdigkeiten, deren die größere Hälfte auch dir sehr interessant wåre). Ueberhaupt waren bei zwanzig Folianten die Aerndte dieses Jahrs für meine Excerpten; componirt habe ich freilich nur 176 Seiten, aber auch erst im Juli angefangen, und eine Krankheit ausgehalten; vom nächsten Jahr hoffe ich für diesen Artikel schon mehr.

Lebe wohl, trauter Freund, und schreibe mir dfs ter; denn meine Liebe zu dir ist größer, als du dir kaum denken kannst.

204.

I. v. M.

Wien, den 4. Febr. 1795.

Liebster bester Bruder und Freund, nichts ist mir

interessanter als deine Briefe, nichts macht mir einen

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