Imatges de pàgina
PDF
EPUB

sich, so dass bereits am 30. October 1826 die Cortes nach der neuen Verfassung durch die Infantin - Regentin Isabella Maria eröffnet werden konnten. Aber die innere Ruhe Portugals war damit nicht hergestellt, denn obwohl der Infant Miguel zu Wien am 29. October dess. Jahres durch Procuration feierlich den Verlobungsact mit der siebenjährigen Königin Maria da Gloria vollzogen hatte, war zu seinen Gunsten mit Unterstützung der Königin Mutter Carlota und der Spanischen Regierung gegen die Verfassung ein Militär- Aufstand in den nördlichen Provinzen Portugals ausgebrochen, der bald die Hälfte des Landes überschwemmt hatte und nur in der entschiedenen Aussprache und Hülfe des Britischen Cabinets den nicht so leicht zu überwindenden Widerstand fand.

Der Infant Miguel spielte inzwischen seine zweideutige Rolle so gut, dass er seinem Bruder, dem vom Schauplatze entfernten Kaiser in Rio Janeiro vorspiegeln konnte, wie es nur dem Mangel an Energie bei der Infantin-Regentin und ihren schlechten Rathgebern zuzuschreiben wäre, wenn nicht ganz Portugal fortan' beruhigt unter dem Schutze der neuen Constitution lebe. Pedro erliess daher nochmals als Kaiser und König von Portugal, wiewohl ihm dies eigentlich nicht mehr zustand, am 3. Juli 1827 ein Decret, durch welches er den Infanten Dom Miguel zu seinem Stellvertreter ernannt und ihm seine Gewalt als König von Portugal und Algarve während der Minderjährigkeit der Königin Maria da Gloria übertrug, „um dieses Reich nach der constitutionellen Charte vom 19. April 1826 zu regieren.“ Der Infant Miguel nahm bereitwilligst den Auftrag und die Bedingungen an, der Bürgerkrieg in Portugal war jetzt beseitigt; Miguel ging am 6. December 1827 aus Wien und kehrte über Paris und London, jedes Cabinet nach seinen damaligen verschiedenartigen politischen Ansichten befriedigend, nach Portugal zurück. Am 22. Februar 1828 übernahm er zu Lissabon aus den Händen seiner Schwester Isabella Maria die Regentschaft, leistete nochmals als Regent am 26. Februar d. J. den Eid auf die Verfassung und warf dann nach zwei Wochen die Maske ab. Am 13. März 1828 löste er von den seit dem 2. Januar d. J. versammelten constitutionellen Cortes, die Kammer der Abgeordneten auf, hob sodann am 17. März das Wahlgesetz vom 7. August 1826 auf und ernannte eine Commission zur Entwerfung neuer Wahlanordnungen, welche mit der Verfassung nicht weniger, wie mit den alten Gebräuchen und den der Monarchie eigenthümlichen Gewohnheiten des Landes" in Einklang stehen sollten. Darauf liess der Infant Regent das Decret vom 3. Mai 1828 folgen, in welchem er die alten drei Stände des Königreichs nach der Verfassung der Cortes von Lamego berief, um auf feierliche

"

und gesetzliche Weise nach den Gewohnheiten und Gebräuchen des Königreichs, wie in Beobachtung der bei ähnlichen Gelegenheiten gebrauchten Formen, die wichtigen Punkte des Portugiesischen Staatsrechts in Anwendung zu bringen". Diese Versammlung der alten drei Stände wurde unter dem Vorsitz des Infanten Miguel am 23 sten Juni d. J. eröffnet und beschäftigte sich sofort mit der Untersuchung, ob nicht Dom Miguel durch die alten Grundgesetze des Reichs zur Erbfolge seines Vaters João VI. berufen sei. Und schon zwei Tage später waren diese Cortes mit der Prüfung der Successionsrechte fertig, und erklärten am 25. Juni Dom Miguel nach den sogenannten Grundgesetzen des Reichs als den rechtmässigen König von Portugal und Algarve; Miguel sanctionirte diese Erklärung der Cortes zu seinen Gunsten am 30. Juni und verrichtete von diesem Zeitpunkte ab alle Regierungshandlungen als König, ohne Rücksicht auf seine beschworenen Verbindlichkeiten gegen die Verfassung, gegen seinen Bruder und seine Nichte.

In denselben nördlichen Provinzen Portugals, aus denen Miguel vor vier Jahren seine Reaction begann, erhob sich nun der Bürgerkampf zu Gunsten der Verfassung vom 19. April 1826. Porto wurde nun der Hauptsitz der Constitutionellen, der Kaiser Pedro nahm jetzt seine Decrete zu Gunsten Miguels zurück und forderte als Vater und Vormund der Königin Maria da Gloria die Portugiesen auf, die Verfassung und das Recht der Königin gegen die obherrschende Faction des Absolutismus zu vertheidigen. Die junge Königin kam nach Europa (Sept. 1828), nur die Unterstützung der Englischen Regierung hielt ihre Sache gegen die übrigen Staaten und auch bei den schon erschöpften Vertheidigern des Constitutionalismus in Portugal selbst aufrecht; aber dennoch war Miguel nahe daran, seinen Sieg vollständig sicher zu stellen, da schon der Papst, die Nordamerikanischen Freistaaten und der König Ferdinand VII. von Spanien ihn als rechtmässigen Beherrscher des Portugiesischen Staates anerkannt hatten (1829-30), und ein gleicher Schritt von der Französischen Regierung bevorstand, als die Juli-Revolution in Frankreich und der Sturz des Tory - Ministeriums in England für die Sicherstellung der constitutionellen Systeme auf der Pyrenæischen Halbinsel neue Garantien gewährten. Mittelbar leistete Miguel gegen sich selbst dadurch eine nachhaltende Unterstützung, dass er sich schonungslos einer wahrhaften Schreckensregierung überliess und hiebei nicht nur das Portugiesische Volk in allen Abstufungen sich immer mehr entfremdete, sondern auch mit der Britischen und Französischen Regierung wegen Verletzung ihrer beiderseitigen Unterthanen in mehrere Conflicte gerieth. Doch fehlte den militärischen Operationen für die

junge Königin auf dem Portugiesischen Boden eine entsprechende Leitung, um die mannigfachen Ansprüche der Partheiführer zu beseitigen, bis ihr Vater nach Entsagung auf die Kaiserkrone von Brasilien zu Gunsten seines Sohnes Pedro II. am 7. April 1831 selbst nach Europa kam, und nach dem Manifeste vom 2. Februar 1832 die legitime Regierung sciner Tochter Maria in Portugal wieder herzustellen erklärte, und die obere Leitung des Kampfes übernahm. *) Er wählte als seinen ersten Schauplatz die Azorischen Inseln (März bis Juni 1832), landete dann in Porto (9. Juli 1832), eroberte von hier aus in sehr langsamem Fortschreiten mit mittelbarer Unterstützung der Britischen und Französischen Regierung die nördlichen Provinzen Portugals, und nach dem Siege seines talentvollsten Generals Villaflor (Herzog von Terceira) auf dem linken Ufer des Tejo am 23. Juli 1833, öffnete auch Lissabon seine Thore und wurde wieder der Sitz der neuen constitutionellen Regierung; die Königin Maria hielt ihren Einzug in die Hauptstadt erst am 23. September d. J. Dennoch dauerte der Bürgerkrieg noch gegen ein Jahr bis zur gänzlichen Niederlage der Miguelisten bei Asseicera durch den Herzog von Terceira am 16. Mai 1834, worauf in der Uebereinkunft zu Evoramonte am 26. Mai Dom Miguel sich verpflichtete, in 14 Tagen den Portugiesischen Boden zu verlassen, **) weder nach Portugal noch nach Spanien zurückzukehren, und wie er in der eigenhändigen Erklärung vom 29. Mai ausdrücklich hinzufügte, sich weder direct noch indirect in die politischen Angelegenheiten Portugals einzumischen. Dies hinderte ihn aber nicht, gleich nach seiner Ankunft auf der Küste Italiens (Genua) unter dem 24. Juni 1834 eine Protestation gegen diese Capitulation zu erlassen, zu welcher er sich nur gezwungen gesehen habe, um grösserem Unglücke und Blutvergiessen unter seinen getreuen Unterthanen vorzubeugen, und deshalb lege er Einspruch gegen jede Neuerung der gegenwärtigen Regierung zu Lissabon ein.

Nach der Ueberwältigung des inneren Feindes wollte der Herzog von Braganza (Kaiser Pedro) seine Unternehmungen für Portugal mit der Consolidirung seiner Verfassung vom 19. April 1826 krönen. Er erliess im Namen der Königin ein Decret am 3. Juni 1834 über die Wahl der Abgeordneten für die nächsten Cortes. Auf 25,000 Seelen sollte ein Abgeordneter gewählt werden; die Gesammtzahl derselben wurde auf 141 festgestellt, darunter 121 für die sechs

*) Er führte nach der Entsagung den Titel eines,,Herzogs v. Braganza." **) Er erhielt ein Jahrgehalt von 375,000 Frcs. (100,000 Thlr. Preuss.) und lebte seit dieser Zeit in Italien, am häufigsten in Rom; er wurde noch eine Zeit lang von den Italienischen Staaten, namentlich von Sardinien, als rechtmässiger König anerkannt.

Provinzen Portugal's (Minho 16, Douro 27, Tras-os-Montes=12, Beira 28, Estremadura 20, Alemtejo = 9 und Algarve = 9), 8 für die Azorischen Inseln, 4 für Madeira, 4 für die übrigen Afrikanischen und gleichfalls 4 für die Asiatischen Besitzungen (Goa, Macão, Timur und Sulu). Die ersten Cortes wurden am 18. August d. J. noch durch den Herzog von Braganza im Namen seiner Tochter eröffnet. Nachdem die Anerkennung der neuen Portugiesischen Regierung von vielen Europæischen Staaten glücklich erlangt wäre, bezeichnete er als die Hauptgegenstände der Thätigkeit der Cortes: Gesetze zur Regelung der Pressfreiheit, der Verantwortlichkeit der Minister und Staatsbeamten, der Unverletzbarkeit der Wohnungen, der Ueberlassung des Eigenthums zum allgemeinen Besten (Expropriation), der Organisation des öffentlichen Unterrichts und der höhe ren Studien, der frommen und mildthätigen Anstalten, der Beförderung des Handels, der Gewerbe und besonders der Landwirthschaft, endlich der überseeischen Besitzungen. Der Herzog von Braganza wurde von den Cortes (am 25 sten von den Abgeordneten und am 28. August von den Pairs) als Regent während der Minderjährigkeit der Königin bestätigt; ihm wurde am 12. September von den Cortes das Recht eingeräumt, den Gemahl der Königin zu wählen. Aber schon sechs Tage später erklärte der Herzog von Braganza, dass seine erschütterte Gesundheit ihn verhinderte, die öffentliche Verwaltung des Portugiesischen Reichs zu leiten, worauf beide Kammern der Cortes sofort am 18. September 1834 beschlossen, die Königin Maria für volljährig zu erklären, damit sie unverzüglich die Ausübung der ihr zustehenden Gewalt anträte. Die Königin Maria stand im sechszehnten Lebensjahre, als sie am 20. September in der Versammlung der Cortes den vorgeschriebenen Eid auf die Verfassung leistete, und bereits am 24. September starb der Herzog von Braganza. Noch in demselben Jahre vermählte sich die Königin am 1. December durch Procuration *) mit dem Herzoge August von Leuchtenberg, dem ältesten Sohne des vormaligen Vicekönigs von Italien, Eugen Beauharnais, des Stiefsohnes von Napoleon; aber diese Ehe wurde nach wenigen Monaten durch den frühzeitigen Tod des Herzogs August (28. März 1835) getrennt, ohne einen Nachfolger dem Reiche gegeben zu haben.

Es folgte nun eine traurige Zeit für Portugal, in welcher Hofintriguen, Ehrgeiz einzelner Rathgeber der Königin, Militäraufstände von den entgegengesetztesten politischen Partheien hervorgerufen oder mindestens unterstützt, endlich Einmischung in die inneren Unruhen des benachbarten Spanischen Reiches, das Land und das Volk

*) Persönlich wurde die Ehe zu Lissabon am 26: Januar 1835 vollzogen.

von neuem bis an den Rand des Verderbens herangezogen. Dieser Zustand wurde keineswegs durch den Abschluss der zweiten Ehe der Königin mit dem Prinzen Ferdinand von Sachsen-Coburg (durch Procuration am 1. Januar zu Wien und persönlich am 9. April 1836 zu Lissabon vollzogen), dem ältesten Sohne des Herzogs Ferdinand *) von Coburg und der Fürstin Antoinette von Kohary, günstiger gestellt. Vielmehr liess sich dieser Prinz, den seine Gemahlin bereits am 3. Mai zum Oberbefehlshaber des Portugiesischen Heeres ernannt hatte, bald als ein sehr thätiges Werkzeug in dieses Parthei-Getreibe verwickeln und zog dadurch noch innerhalb des ersten Jahres seines Aufenthaltes in Portugal einen fast allgemein verbreiteten Volkshass auf sich. Die Ereignisse in Spanien während dieses Sommers (vergl. oben S. 104) stachelten die Constitutionellen zu übertriebenen Forderungen auf, nachdem sie das Vertrauen auf die redlichen Absichten des Hofes für die Verfassung vom Jahre 1826 verloren hatten. Bei den erneuerten Volksaufständen zu Lissabon und Porto (am 9. und 13. September 1836) wurde, wie in Spanien, die Rückkehr zu der noch mehr die königliche Gewalt einengenden Verfassung von 1822 verlangt. Die Königin gab nach, ihr Gemahl musste den Oberbefehl des Heeres niederlegen und ein neues Ministerium wurde aus entschiedenen Gegnern des Hofes gebildet. Der Britische Schutz galt, weil hier das Interesse beider Länder in gemeinsamem Vortheil stand, als das einzige Rettungsmittel für die Königin, um billigere Bedingungen zur Modification dieser Verfassung und Annäherung an die Pedroistische zu erlangen. Dies war der Erfolg der Unterhandlungen zwischen der unter den Schutz der Englischen Truppen nach Belem geflüchteten Königin und der Nationalgarde, welche sich zu Gunsten der Verfassung von 1822 erhoben hatte. Nach der Uebereinkunft

vom 4. November 1836 sollten durch constituirende Cortes nothwendig erscheinende Abänderungen dieser Verfassung getroffen, und dann dieselbe als Reichsgrundgesetz für Portugal aufrecht erhalten werden. Die Eröffnung dieser Cortes - Versammlung, welche nur aus einer Kammer gebildet war, fand am 26. Juni 1837 statt, aber ein neuer Bürgerkrieg zwischen den Anhängern der beiden Verfassungen (von 1822 und 1826) unter häufig wechselndem Glük verheerte das Land in dem darauf folgenden Jahre, in welchem jedoch die Geburt des Thronfolgers, des Infanten Pedro de Alcantara am 16. Septbr. 1837, eine günstigere Stimmung für die Parthei der Königin im Lande veranlasste, weil sie durch die Sicherung der Thronfolge auch eine be

*) Dieser Herzog Ferdinand ist ein Bruder des damals noch lebenden Herzogs Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha und steht dem Lebensalter nach zwischen diesem und dem jüngern Bruder Leopold, König von Belgien.

« AnteriorContinua »