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Opponent. Denn während der leßtere (D. Sherlock) lehrte, die drei Personen der Dreieinigkeit seien drei verschiedene Intelligenzen, oder drei verschiedene Geister *), und drei individuelle Substanzen, hob D. South die dreifache Persönlichkeit ganz auf, und indem er eine einzige Substanz mit einer Art dreifachen Modus des Daseins annahm, fiel er geradezu in den Sabellianismus.

Die Sprache des D. South, dieses eifrigen Theologen, würde in mehr als Einem wichtigen Punkte den jeßigen Ras tionalisten des füdlichen Deutschlands nicht übel zugesagt haben, und selbst Semler, ungeachtet der ganzen Leichtfertigkeit seiner Schule, hat es nicht gewagt, sich mit so wenig Ehrfurcht über das Buch der Offenbarungen auszudrücken, als es der Caplan des protestantischen Vorkämpfers Wilhelm's III. that, der in einer seiner Predigten davon wie von „einem geheimnißvollen, außerordentlichen Buche sprach, welches vielleicht, je mehr man es studire, um so weniger verstanden werde, und gewöhnlich einen schon verrückten Kopf finde oder mache **)“.

*) Doctor Wallis sagt, Sherlock halte die drei Geister für eben so verschieden, als Peter, Jacob und Johann, und glaube, daß sie nur in so fern einen einzigen Gott bilden, als sie gegenseitig um einander wüßten. Wallis zeigt sich bei der Entwickelung seiner Ansicht über dieses Dogma eben so vollkommen sabellianisch, als South.,,Das Wort Person", sagt er,,,bedeutete in seinem alten und wahren Sinne, ehe die Schulgelehrten ihm diesen erzwungenen Sinn (d. h. eines besondern intelli= genten Wesens) gaben, nicht einen Menschen schlechthin, sondern einen unter diesen oder jenen Umständen und Eigenschaften, so daß dasselbe Individuum so und so geeigenschaftet sein, drei Personen vertreten, und diese drei Personen Ein und derselbe Mensch sein konnten." (Letters concerning the Trinity.) An einer andern Stelle sagt uns dieser gefeierte Theologe in allem Ernste, daß,, es drei Etwas" in der Dreieinigkeit gebe. **) Sermons. Indeß South sich eine solche Ungebühr erlaubt, beschuldigt er Sherlocken eines noch größern Mangels an Ehrfurcht, und bezeichnet dessen Abhandlung über die Erkenntniß Chrifti ,,als ein mit Betrachtungen über die Gerechtigkeit Gottes in Bezug auf die Genugthuung Christi erfülltes Buch", mit dem Zusage, daß es als ein gotteslästerisches Libell gegen beide mit Recht betrachtet zu werden verdiene. Man kann in der That nicht läugnen, daß es in Sherlock's Abhandlung Stellen gibt, welche die ganze Strenge dieser Vorwürfe völlig rechtfertigen. So, z. B., als D. Owen, ein berühmter Calvinist, die Behaup

Fast gleichzeitig mit der schimpflichen Streitfrage, von der wir eben sprachen, stellte sich ein neuer und noch weit aufs fallenderer Beweis von den reißenden Fortschritten des Skeptizismus, nicht bloß in dem geheiligten Bezirke der unterzeich= nenden Theologen, sondern, was viel auffallender war, auf der offenen Bahn der Ehrenamter und Pfründenverleiher heraus. D. Thomas Burnet, Vorsteher der Earthause *), den

tung aufgestellt hatte",,Gott habe in Jesus Christus den eigen=" thümlichen Charakter seiner Gerechtigkeit geoffenbaret, welcher die Sünder nicht verschonen konnte, wenn keine Versöhnung sich ins Mittel gelegt hätte", erlaubte sich Doctor Sherlock, diese Lehre ins Lächerliche ziehend, folgende unziemliche Sprache:,,Wenn Gott" (denn ich vermag es nicht besser zu fassen),,von dem Blute Jesu Christi berauscht und gesättigt ist, so Eann er so vielen und so großen Sündern vergeben, als ihm beliebt, ohne die geringste Furcht, seine Gerechtigkeit zu verlegen. An einer andern Stelle fügt er hinzu:,,Aus allem diesem muß man schließen, daß Gott ganz Liebe und Geduld ist, wenn er der Rache satt hat. Wie Andere zu sagen pflegen,,,,,der Teufel ist sehr gut, wenn er seine Genüge hat."'"/

*) Das Beispiel von Orthodoxie, welches diese drei namhaften Theologen (South, Rector und des Königs Caplan, Sherlock, Dechant von St. Paul, und Burnet, Vorsteher der Carthause, gaben, veranlaßte eine lustige Ballade; ich kann der Versuchung nicht widerstehen, einige Stanzen von derselben hier anzuführen : „When Preb. replied, like thunder,

And roared out 'twas no wonder,

Since Gods the Dean had three, sir,
And more by two than he, sir;
For he had got but one,

For he had etc. etc.

,,New, while the two were raging,
And in dispute engaging,

The Master of the Charter,

Said both had caught a Tartar,

For Gods, sir, there were none, etc.

,,That all the books of Moses

Were nothing but supposes;
That he deserved rebuke, sir,
Who wrote the Pentateuch, sir

'Twas nothing but a sham,etc.

man als den designirten Nachfolger Tillotson's auf dem erzbischöflichen Stuhle von Canterbury bezeichnete, gab um dieselbe Zeit ein Werk heraus unter dem Titel:,, Archaeologiae philosophicae", in welchem er den Grundsaß aufstellt, die Philosophie müsse die Auslegerinn der h. Schrift sein (das ist die verborgene Batterie aller Ungläubigen), und dann zu Untersuchungen über die mosaische Erzählung von der Weltschöpfung übergeht. Indem er alle Gründe aufführt, welche ein gelehrter Skeptizismus an die Hand geben kann, um Zweifel auf die Glaubwürdigkeit der Erzählung zu werfen, behandelt er das Ganze mit einem solchen Aufwande von Sarkasmen und Wißeleien, daß eine solche Sprache sogar in dem Munde eines ungläubigen Laien etwas Beleidigendes håtte.

Das Princip, dessen er sich bedient, um die angebliche Uns echtheit der mosaischen Geschichte darzuthun und auszugleichen,— namentlich, daß Moses in allen Einzelnheiten seiner Kosmogonie allein darauf Bedacht genommen, sich den Vorurtheilen des Volkes anzuschmiegen *)—, ist gerade dasselbe, dessen man sich in den lettern Zeiten bedient hat, um die wesentlichsten Grundlehren des Christenthums hinweg zu erklären. Auch was diesen Punkt betrifft, war der ehrwürdige Doctor nicht weit hinter dem Zeitalter des Rationalismus zurück, da wir finden, daß er zum Beweise für jene Politik, deren Zweck es war, den falschen Vorstellungen des Volkes sich anzubequemen, sich auf das Beispiel Christi und der Apostel beruft, welche nach seiner Meinung über Punkte, wie das zukünftige Leben, das leßte Gericht, die Beschaffenheit des Himmels und der Hölle, sich nicht deutlich aussprachen, sondern im Gegentheil ihre Sprache jenen Vorstellungen von diesen Dingen anzuschmiegen strebten, von denen sie wußten, daß sie unter dem Volke am meisten verbreitet waren. Als ein Beispiel von der Freiheit, mit welcher dieser Theologe solche Gegenstände behandelt, will ich bloß anführen, daß er, nachdem er bewiesen zu haben glaubt, cs sei physisch unmöglich, daß das Licht am ersten Tage er,,That, as for Father Adam, With Mrs. Eve, his madam, And what the Serpent spoke, sir, "Twas nothing but a joke, sir,

And well-invented flam, etc."

*) Scripturam sacram ad populi captum accommodare.

schaffen worden sei, zu verstehen gibt, Moses habe es vielleicht für klug gehalten, sein Heraemeron mit dieser Arbeit zu beginnen, aus Furcht, es möchte sonst scheinen,,,als habe Gott drei Tage lang in der Finsterniß *) gearbeitet!"

Die Wirkungen der Veränderungen, welche zur Zeit der Revolution in der königlichen Gewalt hervorgebracht wurden, indem das Patronat und die Macht der Begünstigung an die Stelle des nackten Zepters der Prårogative geseßt wurden, sind in keinem von allen solchen Canålen, durch welche der königliche Pactolus seitdem seine Fluten fortwälzt, so reichlich wahrgenommen worden, als in der Kirche selbst, und so erwarb die Orthodorie außer jener Vertheidigung, welche schon die Ges sellschaft der unterschreibenden Herren gegen Neuerung mochte gewährt haben, noch einen neuen und weit mächtigeren Reiz in der Größe und dem Reichthume, welche auf ihrem Gebiete

*) Ne Deus videretur per triduum operari in tenebris. - Er bes merkt, daß Gott an einigen dieser Tage als sehr wenig arbeitend dargestellt werde, und erklärt diese unverhältnißmäßige Thätigkeit durch die Annahme: Moses habe vorgehabt, den Sabbath einzuseßen, und das Schöpfungswerk deßwegen auf sechs Tage ausgedehnt, um Gott am siebenten ruhen zu lassen. Derjenige Theil seines Werkes, welcher den größten Anstoß gab, ist ein erdichtetes Gespräch zwischen Eva und der Schlange. Er ließ dieses in der zweiten, zu Umsterdam herausgekommenen, Auflage weg, und tilgte ebenfalls seine unanständige Bemerkung über das Zusammennåhen der Feigenblätter: ,,Siehe die ersten Anfänge der Schneiderkunst!“ („En primordia artis sartoriae !")

So war der feine Theologe, welcher ohne dieses unglückliche Erzeugniß, wie man sagt, Tillotson in dem Erzbisthume von Canter= bury gefolgt wåre! Bekanntlich stand Tillotson selbst wegen mehr als einer bloßen Hinneigung zum Socinianismus im Verdachte; und die Lobsprüche, welche er der Wissenschaft und der Redlichkeit der Bekenner dieses Glaubens ertheilte, könnten wohl einen solchen Verdacht bestätigen. So erfolgreich er sich auch im= mer über diese Beschuldigung mag gerechtfertiget haben, so ist es doch kein geringer Beweis dafür, daß einige seiner Lehren diese Richtung hatten, daß Leslie in einer seiner Controversschriften ganze Seiten aus der Predigt Tillotson's über die Qualen der Hölle einrückt, als seien sie aus der Feder eines Socinianers. ,,Weil ihr nicht", sagt Emlyn in seiner Untwort an Leslie,,,durch eure eigenen (socinianischen) Schriften Haß genug aufregen könnt, so sammelt ihr selbst alles, was ihr Gehässiges in den Schriften eurer Gegner findet, und eignet diese Sprache den Socinianern zu, ohne auch nur den Namen des Verfassers anzuführen, welchem ihr die Stelle entlehnt habt,“

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glänzen. Indeß, so groß und so unwiderstehlich ist das Streben des Protestantismus, alle Ueberbleibsel der Lehre von sich abzustreifen, und alle Mysterien hinwegzuraisonniren, daß, ungeachtet jener zahllosen weltlichen Vortheile, welche eine an solchen Reizen so reiche Kirche darbot, nicht nur die Austritte der Laien aus derselben sich so vervielfältigten, daß sie dieselbe bald,,von ihrem Throne zu stürzen“ drohten, sondern daß sogar ihre eigenen Theologen, die eigentlichen Wächter der Staatskirche, an der Untergrabung der Grundlage ihres Glaubens arbeiteten, und indem sie ihre besten Vorposten nach und nach übergaben, schienen sie dieselbe auf das Loos vorzubereiten, welches ihre Schwesterkirchen in Deutschland etwas früher getroffen hatte.

Den Hauptantheil an dem Unheile muß man nicht so sehr den Burnet's und den Whiston's zuschreiben, welche wegen zu großer Aufrichtigkeit über die Gränzen der Kirche hinausschritten, als den Hoadly's und den Balguy's, welche innerhalb derselben sich in den Hinterhalt legten. Schon mehr als einmal habe ich von dem Erfolge gesprochen, womit die beiden leßtgenannten Theologen die Sacramente der englischen Kirche auf die socinianische Ansicht zurückführten, und obgleich sie öffentlich das Princip nicht weiter trieben, so läßt doch die enge Freundschaft, welche Hoadly'n mit Samuel Clarke verband, so wie auch die Sorgfalt, womit er in seiner Lebensbeschreibung dieses ausgezeichneten Mannes denselben gegen die Beschuldigung vertheidigt, als habe er seine keßerischen Meinungen in Hinsicht der Dreieinigkeit widerrufen, wenig Zweifel übrig, daß des Bischofes eigene Ansichten in diesem Punkte wenigstens eben so heterodor waren.

Die Sprache, deren D. Balguy sich in seiner den Mysterien feindlichen und rationalistischen Tendenz bedient, war noch freier, als die seines Freundes und Gönners, des Bischofes. Derselbe Beweis, den der ungläubige Zoland bereits aufgestellt hatte, um zu zeigen, daß das Christenthum keine Mysterien enthalte, nämlich weil es sich als eine Offenbarung ankündige, und was geoffenbaret sei, nicht weiter ein Geheimniß sein könne, ist von dem reichen Pfründner D. Balguy in folgenden Worten von Neuem aufgestellt worden: ,,Es ist keineswegs ein wesentliches Erforderniß eines Geheimnisses, daß es schwer zu begreifen sei. Das Wort bezieht

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