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Lefen und Schreiben branchen fie nicht zu lernen, auch erhalten fie nie Unterricht in Wiffenschaften. Alles, was man fie lehet, belteht darin, dafs fie fich durch reine Sitten und-Keufchheit auszeichnen. Die Hauptforderungen, welche man an Hausfrauen macht, find, dafs fie fich der Haus haltung forgfältig annehmen, die Wirthfchaft gut führen, gute Mütter find, und den Beifall ihrer Gatten belitzen.

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Mütter unterrichten ihre Töchter fchon febr früh in der Kunft, ihre Reize zu bewahren und zu erhöhen. Sie lehren fie, ihr langes Haar forgfältig auszukämmen und zu locken, mit Blumenguirlan den zu schmücken, mit wohlriechenden Oelen und Effenzen zu parfümiren, und dann in eines langen Locke mit Grazie auf die Schulter herabi fallen zu laffen. Diefe Locke fängt an den Schlä fen oder auf dem Haupte an, und ift mit goldnen Ketten, Bändern oder Spangen, die mit Perlen und Edelsteinen befetzt find, gefchmückt. Des Kopfputz junger Mädchen (man wird fich erin nern, dass man fie in ihrer Kindheit verheurathet) hefteht darin, dafs fie ihr Haar an der Stirn zulam, menbinden. Dieler Haarknoten ist das Symbol der Unfchuld und Jungfraufchaft, und ihn dürfen ver heurathete Frauenzimmer nicht tragen. Mädchen hingegen ift es nicht erlaubt, fich mit Koftbarkeibun usdobre? (*· ten zu schmücken.) ' 'do com na

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Der fchönen Schäferin gelocktes Haupthaar berall zoom radené moist

fckmückt...

Kein edler Diamant, kein köftlicher Rubin,

Der Blumen fanfter Schmelz, auf naher Flur gepflückt,

Reifst zauberifch die Herzen aller hin.

Ihr Schmuck besteht darin, dafs fie fich mit Antimonium in Regenwasser aufgelöset, das äufserste Ende der Augenlieder fchwärzen, wodurch ihr Blick fanft, äufserft gefühlvoll und zärtlich Ichmachtend wird. Geficht und Bruft färben fie fich mit einer Mischung von Sandelholz, *) Saffran (terre merite) und Rosenwasser, die eine gelblichte Farbe giebt, welche mit dem Teint ihrer Haut übereinkommt. Mit dem ausgedrückten Saft der Mindi - Blätter **) färben fie fich den innern Theil der Hände, die Fufsfolen und die Nägel an Fingern und Zehen roth. Ein kleines Corset voǹ sehr feinem Zeuche, das Scholi heifst, schmiegt fich knapp an die zarten Formen, und läfst den fchlanken, angenehmen Wuchs fehén. Unter einem leichten, eleganten Gewande, das mit den eigentlichen Röcken unfrer Frauenzimmer übereinkommt, erblickt man eine zierliche Wade, und ein niedli ches, blofses Füfschen. Bisweilen ift es auch mit einem Schuh ohne Abfatz bekleidet, der zierlich geftickt, und mit den fchönften Farben ges schmückt ist, so wie man überhaupt Fufszehen und

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*) Sandelbaum und Sandelholz (santalum album L.) ist wegen feines Wohlgeruchs bei den Indiern allgemein gefchätzt,

**) Dies ist die Lawsonia inermis L. welche im gemeinen Indischen Dialect Mindi, bei den Arabern aber Henné heifst. 2292 mi9.{

Fulsknöchel mit Ringen, Ketten und Spangen mehr putzt als Arme, Hände und Handknöchel. Ein fehr langer Pantalon von sehr dünnem Zeuche liegt knapp an dem Schenkel an, und endigt fich' am Knöchel, über den Ketten in Falten; ein feiner Flohr mit Gold und Silber durchwirkt *) dient zum Sommerfchleier, und im Winter vertritt die Stelle ein Kafchemirifcher Schaal. **) In diefem Anzuge geben fie keinem Europäischen Frauenzimmer mit ihrem künftlichen Putze etwas nach, um fo weniger, da fie nicht nöthig haben, zur Erhöhung ih rer Reize zu andern Mitteln ihre Zuflucht zu nehmen. Denn die Natur fcheint in diefem glücklichen Klima das fchöne Gefchlecht mehr zu begünftigen, als in andern, fo, dafs man äufserft felten eine junge Perlon antrifft, die ganz häfslich wäre. Ich habe diefes Land neun Jahre nach allen Ge genden durchwandert, aber immer habe ich die nämliche Bemerkung gemacht. Befonders ift dies auffallend in den Provinzen von Bengalen,

an den Küften von Kanara und Kukan; die Grazien scheinen gleichsam die Indischen Formen gewählt zu haben, um fich den Sterblichen wieder zu zeigen. Entzückt weilt das Auge auf ihrer Bildung, aber nur einen Augenblick geniefst es das füfse

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Diefer Flohr heifst in der Indifchen Sprache Gulbani,
und ist äusserft dünn und durchfichtig, ob er gleich mit
Gold und Silber durchwirkt ist. Man wird felten et-
was finden, das zugleich köftlicher und eleganter wäre
als dies.
Anm. d. V.

**) Das Wort Schaal ift in der Indifchen Sprache weiblichen Gefchlechts. Man fehe von diefen Schaals das Neue Weimarifche Handels- Magazin, 1804. I. B. S. 419.

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Vergnügen; denn fo bald fie einen Europäer er blicken, eilen fie fo fchnell davon wie der Blitz, und ihre Flucht ift fo gefchwind, als der Lauf der Camilla *), welchen Virgil in feiner Aeneide fo trefflich fchildert.

Der ganze Toiletten Vorrath unfrer Frauenzimmer ist den Indierinnen unnütz; die Schönheit fucht die Grazien bei ihren Quellen, der Reinlichkeit. Nach ihrem religiöfen Syfteme reinigt das Waffer die Seelen, und dies, ift auch das einzige Mittel, das die Hinduaner anwenden, um die jugendlichen Reize in ihrer ganzen Stärke zu er halten.

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In gefälligen Künften werden die Frauenzim-, mer von Hindustan nicht so wie die Europäerinnen unterrichtet, nur auf die Bildung der von den Europäern fogenannten Bayaderen, die in ihrem Lande Kauchinies heifsen, wendet man mehr Sorgfalt. Diefe lehrt man lefen, fchreiben, fingen, tanzen, und läfst fie in allen dem üben, wodurch die Biegfamkeit der Glieder und die Grazie des Körpers entwickelt wird. Man kann diefe Mädchen an die Seite derer des alten Griechenlan des ftellen, die fie vielleicht noch übertreffen, und durch ihr Betragen Wolluft athmen, und erregen. Zu allen bürgerlichen und politischen, ja felbst religiöfen Feierlichkeiten werden diefe Kauchinies

*) Camilla, eine Tochter des Volfcifchen Königs Metabus, von der Virgil Aeneid. VII, 808 fagt, dafs fie in ihrem Lauf mit dem Fufse kaum die Grasfpitzen berührte.,

gezogen, und mit dem grössten Vergnügen hört der Hindu, fie fingen und fieht fie tanzen, aber der Grundfatz des Widerfpruchs, der den menfchlichen Geist so oft tyrannifirt, leitet auch den Hindu, alle diese mannichfaltigen Uebungen feinem Weibe zu unterlagen.

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Das Weib betrachtet der Hindu als das erfte Wefen der Natur, aber in feinen Augen würde es ihm verächtlich feyn, wenn es, befonders öffentlich, diefe Künfte blofs zum Vergnügen übte. In diesem Falle würde er es gerade unter die Claffe der wollüftigen Kauchinies werfen, denen er in demfelben Augenblicke schmeichelt und fie wieder verachtet, wenn fie gleich in der Liebe den Männern ganz treu und ergeben, find, die fich mit ihnen verbinden. Treue in der Liebe ift eine fchöne Tugend, die nicht unbelohnt bleibt, fagt einer anferer Moraliften, und dies geftehe ich zu, wenn die Liebe rein ift; aber wenn die Liebe strafbar ist, so ift Treue în derfelben ein Verbrechen. So haben wenigftens die Weifen aller Nationen geurtheilt.

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Einige, Vorschriften, welche die Mütter von Hindustan ihren Töchtern einprägen, verdienen in diefem Auszuge mitgetheilt zu werden.

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Zum Glück der Frauen gehört, dafs fie von ,,ihren Männern geliebt werden.

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,,Die Kauchinies bilden ihren Geift

,,müffen ihr Herz bilden."

Frauen

,,Wenn Frauen fich des Hauswefens forgfältig ‚annehmen, mehr auf die Erziehung ihrer Kinder,

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